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Anhängekarte Fundtier

Bei Katastrophenszenarien gibt es oftmals keine Möglichkeit Tiere in Sicherheit zu bringen. Meerschweinchen, Katzen, Hunde, Schafe, Schweine, Rinder, Pferde, kurzum alle Haus- und landwirtschaftlichen Nutztiere müssen zurückgelassen werden, sei es, weil der Hund nicht mit seinem Besitzer vom Hausdach in den Hubschrauber aufgewincht werden kann, oder weil die Pferdeherde nicht evakuiert werden konnte. Im deutschsprachigen Raum sind speziell Hochwasser das Katastrophenszenario, die eine ganze Region betreffen, und eine Gefahr für Tiere darstellen. Es gibt beispielsweise einen Bericht bei dem ein Rind in Deutschland ca. 100km vom Hochwasser mitgerissen wurde. Wurden die Personen eines Gebietes schon evakuiert, werden irgendwann, wenn sich die Situation entspannt hat, Einsatzkräfte oder auch Privatpersonen in dieses Gebiet vordringen und die zurückgelassenen Tiere vorfinden. Teilweise werden diese auch einige Kilometer vom Wasser abgetrieben. Die Erfahrungen der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz im Juli 2021 hat uns veranlasst eine „Anhängekarte Fundtier“ zu entwickeln. Unsere Recherche ergab, dass solch ein System bislang noch nicht verfügbar war. Ziel ist es Tier und Tierhalter wieder schnell zusammenzuführen, seien es Hunde, Pferde oder ganze Rinderherden. Mittlerweile sind viele Tiere registriert, bzw. müssen dies sogar sein. Doch auch hier dient die „Anhängekarte Fundtier“ dazu den Laien zu sensibilisieren und den optimalen Weg der Recherche aufzuzeigen. Für Haustiere gibt es derzeit drei Anbieter bei denen Registrierungen vorgenommen werden können. Bei „Findefix“ kann der Finder des Tieres über die homepage die Recherche durchführen. Hierzu ist aber das Auslesen des Microchips nötig, bzw. das Auffinden der Tätowierung (Ohr der Katze, Innenseite Schenkel), Ring am Vogelfuß. Lesegeräte für Microchips können ggf. organisiert werden über Ordnungsämter, Polizei, Tierärzte, Zoo´s, Tierheime usw. Alternativ kann dort 24/7 angerufen werden. www.findefix.com 0049228 / 6049635

„Tasso“ arbeitet mit Hilfe einer Plakette am Halsband oder Ohrttätowierung sowie Micorchip. Die ausgelesenen Daten können auf der Homepage eingegeben werden, alternativ steht eine Hotline 24/7 zur Verfügung. www.tasso.net 004961 90 / 93 73 00,

„Petfindu“ arbeitet mit einem QR-Code sowie einem Code aus Zahlen und Ziffern auf einer Plakette am Halsband. Der QR-Code kann mittels des eigenem Handy ausgelesen werden, alternativ kann der Zahlen- und Zifferncode auf der Homepage eingetragen werden. Anruf ist nicht möglich. www.petfindu.com

Ohrmarken von Nutztieren können beispielsweise über die Einsatzleitung dem Veterinäramt genannt werden. Die meisten Nutztiere müssen mittels Ohrmarke(n) gekennzeichnet sein, alternativ besteht die Möglichkeit nur einer Ohrmarke + RFID-Chip.

Die meisten Pferde gelten heutzutage nicht mehr als Nutztiere. Sie müssen einen implantierten RFID-Chip haben, was jedoch nicht immer der Fall ist. Auch besitzen manche Pferde noch ein Brandzeichen. Dieses kann fotografiert werden und dient später der Identifikation.

Nachfolgend einige Beispiele zum besseren Verständnis:

 

 

Beispiel 1, Fundtier Hund unweit der Stadt XY, aus Sicht der DLRG XY

Einsatzkräfte der DLRG finden während ihrer Evakuierungsmaßnahmen 500m vom Ort XY einen ca. 45 kg schweren Hund der Rasse Rhodesian Ridgeback. Das Tier ist nass, wirkt verängstigt und ist offensichtlich vom Hochwasser mitgerissen worden. Einer der DLRG Strömungsretter kennt sich mit Hunden aus und nimmt den Hund mit ins Raft. Dort wird er zugedeckt, da er friert. Sodann wird die Fundstelle (ein Baum) mit der „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 (verbleibt am Fundort) markiert. Die „Anhängekarte Fundtier“ führen die Strömungsretter standardmäßig wasserdicht eingeschweißt mit. Die Karte Teil 3 wird mittels wasserfestem Stift ausgefüllt und zusätzlich ein aktiviertes Knicklicht in den Baum gehängt. Noch vor Ort wird die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 1 ausgefüllt. Der Hund trägt ein Halsband mit einer Marke und QR-Code sowie einem Namensschild „Paul“. Der DLRG Strömungsretter fotografiert die Fundstelle mit seinem Handy, aber auch Paul (Kopf sowie gesamter Hund + Halsband). Mithilfe der app what3words wird eruiert wo man sich gerade befindet. Dieses Planquadrat wird notiert (die 3 Worte). Paul wird zum Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) der örtlichen Feuerwehr gebracht. Ein Strömungsretter der DLRG füllt derweil „Anhängekarte Fundtier“ Teil 2 (verbleibt bei der auffindenden Person) aus. Beim ELW 1 wird der Fall dokumentiert. Eine Kameradin der FFW XY scannt mit ihrem privaten Handy den QR-Code an Pauls Halsband. Sofort erscheint der eingetragene Besitzer inkl. Adresse sowie mehrerer Telefonnummern. In Absprache mit der ELW-Besatzung ruft die Kameradin eine der dort hinterlegten Handynummern an. Der Besitzer meldet sich überglücklich. Er wurde zuvor mit seiner Familie von der Bundespolizei vom Hausdach evakuiert. Der Pilot weigerte sich aber einen so großen Hund im Hubschrauber mitzunehmen, außerdem habe man keine Möglichkeit den Hund aufzuwinchen. Eine Übergabe von Paul wird vereinbart, die Kennzeichnung der Fundstelle war gar nicht nötig.

In diesem fiktiven Beispiel half Paul´s Registrierung und das er sein Halsband + Marke um hatte.

 

Beispiel 2, Fundtier Katze aus Sicht der DLRG XY

Nach einer Hochwasserkatastrophe sucht die DLRG und das THW gemeinsam die beiden Uferseiten ab. Es wird eine Katze im Baum sitzend gefunden. Mittels eines beherzten Griffes gelingt es diese ins Raft zu holen. Die Örtlichkeit wird mittels Knicklicht und ausgefüllter „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 inkl. Knicklicht markiert. Ebenso wird versucht den Fundort mittels der app what3word zu lokalisieren, was aber misslingt, da das Mobilfunknetz zusammen gebrochen ist.  Die Katze hat eine Tätowierung im Ohr. Sie wird zur Einsatzleitung gebracht. Diese informiert den diensthabenden Tierarzt des Veterinäramtes. Der DLRG Strömungsretter füllt die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 2 aus und steckt diese in seine Jackentasche. Außerdem wird die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 1 ausgefüllt. Diese wird immer wasserdicht eingeschweißt in der Ausrüstung mitgeführt. Dr. vet. XY kommt eine Stunde später mit einem RFID-Lesegerät. Nach einem kurzen scan im Nackenbereich kann er die Chipnummer auslesen. Er nimmt die Katze mit, da er die Besitzer ausfindig gemacht hat. Ebenfalls nimmt er die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 1 mit. Diese wird jedoch nicht mehr benötigt, da der Besitzer ja schon ermittelt wurde.

 

Beispiel 3, Fundtiere 12 Rinder (Kühe) aus Sicht der FFW XY

Nach einem Hochwasser findet der Fußtrupp einer Feuerwehr eine kleine Rinderherde. Die Tiere sind augenscheinlich unverletzt. Es gelingt die 12 Rinder auf eine Wiese zu treiben. Dort wird die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 (verbleibt am Fundort) ausgefüllt, an einem Baum befestigt und Bilder der Fundstelle sowie auch der Rinder + der gelben Ohrmarken gemacht. Ebenso wird die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 2 (verbleibt bei der auffindenden Institution) ausgefüllt und in der Jackentasche des Gruppenführers verwahrt. Über Funk wird die Situation der Einsatzleitung geschildert. Dort ist bereits bekannt, dass ein Landwirt einen Teil seiner Herde vermisst. Über das Veterinäramt nimmt die Einsatzleitung Kontakt zum Landwirt auf. Anhand der gelben Ohrmarken kann eindeutig identifiziert werden, dass es sich um seine Tiere handelt. Der Abtransport wird organisiert. Die Kennzeichnung einer Kuh mit der „Anhängekarte Fundtier“ Teil 1 (verbleibt beim Tier) war glücklicherweise überflüssig, wurde aber durchgeführt.

 

 

Beispiel 4, Fundtier Rhodesian Ridgeback „Paul“ aus Sicht des Tierhalters

Familie XY wird in der Nacht vom 14. auf 15. Juli von einem Bundeswehrhubschrauber vom Hausdach evakuiert. Ihr Hund Paul konnte nicht mitgenommen werden. Familie XY hat alle Türen im Haus geöffnet und mit Keilen gesichert, damit Paul sich überall frei bewegen kann, falls das Wasser noch höher steigt. Am Abend des nächsten Tages kehrt Familie XY zu ihrem Haus zurück um die nötigsten Dinge zu holen. Das Haus ist unbewohnbar. An einem Fenster hängt ein rotes Knicklicht sowie die wasserdicht eingeschweißte „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 (verbleibt am Fundort). Dort ist zu entnehmen, dass Paul von der Feuerwehr XY aufgefunden, und mittels Boot evakuiert wurde. Über sms kann Kontakt mit einer Einsatzkraft der FW XY aufgenommen werden. Paul wurde über einige Umwege in das 20km entfernte Tierheim „Zum einsamen Wolf“ gebracht. Dort wird Paul abgeholt.

 

Beispiel 5, Fundtier Rhodesian Ridgeback „Paul“ aus Sicht von Paul

Das Wasser steigt. Meine Familie hat Angst. Ich auch. Ich bin ein 48kg schwerer Rhodesian Ridgeback Rüde aber sowas habe ich noch nicht erlebt. Mitten in der Nacht steigt meine Familie die schmale Treppe hoch auf den Dachboden. Das macht mir noch mehr Angst. Ein Hubschrauber kommt und meine Familie klettert auf das Hausdach. Dorthin kann ich nicht folgen. Sie werden in die Maschine vom Typ AS 332 L1 – Super Puma der Bundespolizei gewincht. Diese fliegt weg, ich bin ganz alleine im Haus und das Wasser ist im 1. OG. Ungefähr 10 Stunden später, es ist bereits morgens, kommt ein Raft des 10. WRZ der DLRG Württemberg. Mein Halsband habe ich natürlich nicht an, und es wird im Haus von der DLRG auch nicht gefunden. Die Strömungsretter seilen mich 2m hinunter ins Raft, und hängen die ausgefüllte „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 (verbleibt am Fundort) an ein Fenster + ein aktiviertes Knicklicht. Ich bekomme die ausgefüllte „Anhängekarte Fundtier“ Teil 1 (verbleibt am Tier) ans Halsband gebunden. Ich werde zum örtlichen Feuerwehrgerätehaus gebracht. Von dort aus geht es mit einem Polieihundeführer weiter ins 20km entfernte Tierheim. Dieses ist voll mit anderen Tieren. Zwei Tage später kommt mein Herrchen. Ich bin überglücklich. Er kam zurück an unser Haus und sah die „Anhängekarte Fundtier“ Teil 3 (verbleibt am Fundort). Er kontaktierte über sms einen der Strömungsretter. Dieser konnte die Nachricht erst einige Stunden später lesen, da das Mobilfunknetzt teilweise ausgefallen ist. Meinem Herrchen wurde mittgeteilt, dass ich zum Feuerwehrgerätehaus gebracht wurde. Mein Herrchen kontaktierte die örtliche Feuerwehr. Diese teilten ihm mit, dass ich mich mittlerweile im Tierheim befinde. Dorthin wurde ich von einem Polizeihundeführer gebracht. Auch dies wurde auf meiner „Anhängekarte Fundtier Teil 1 (verbleibt am Tier) dokumentiert. So konnte lückenlos mein Aufenthalt nachvollzogen werden und meine Familie hat mich gefunden.

 

Hinweis:

Darüber hinaus gibt es noch weitere Anbieter die Tierregistrierungen anbieten.

RFID-Transponder können im Lauf des Tierlebens unter der Haut „wandern“.

Bitte auch immer tote Tiere wie oben beschrieben dokumentieren.

 

So geht´s:

Sie drucken die 3-seitige PDF-Datei an Ihrem Drucker aus (Version Großtier DIN A4). Die „Anhängekarte Fundtier“ besteht aus 3 Teilen (Seiten).

  • Teil 1 verbleibt am Tier

  • Teil 2 verbleibt bei der auffindenden Person/Institution

  • Teil 3 verbleibt am Fundort

Nach dem Ausdrucken sollte Teil 1 wasserdicht einlaminiert werden. Idealerweise falten Sie das Blatt zuvor auf DIN A5 Größe. Dieser Teil wird dem Tier gut sichtbar mitgegeben, wenn dieses an andere Personen/Institutionen weiter gegeben wird.

Teil 2 verbleibt nach dem Auffinden des Tieres bei Ihnen. Somit müssen Sie selbst entscheiden, ob das Einlaminieren nötig ist oder nicht. Beispiel: Tierart Pferd, Tierrasse Haflinger. Besonderheiten Keine Blässe, Brandzeichen, sichelförmige Narbe linke Halsseite.

Teil 3 muss unbedingt einlaminiert bzw. anderweitig ein Schutz vor Feuchtigkeit hergestellt werden. Dieser Teil wird an der Fundstelle gut sichtbar zurückgelassen. Daher sollte es auch tatsächlich im DIN A4 Format ausgedruckt werden. Um die Sichtbarkeit in der Dunkelheit zu erhöhen ist es sinnvoll ein Knicklicht oder reflektierende Aufkleber anzubringen.

 

Bitte bringen Sie sich bei der Rettung nicht in Gefahr!

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